"Ethik-Katalog" für Investmentberater


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27.01.01 17:30
A N A L Y S T E N  


"Ethik-Katalog" für Investmentberater  


Ein neuer Verhaltenskodex für Anlageexperten soll das Vertrauen in Aktienanalysen stärken.  

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) und seine parlamentarische Staatssekretärin Margareta Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) bereiten einen Verhaltenskodex für Wertpapieranalysten vor.
Die Pläne sehen vor, dass Investmentberater nur noch über solche Wertpapiere berichten dürfen, die weder sie selbst noch ihr Arbeitgeber im Portfolio halten. Ziel sei es, Interessenkonflikte zwischen einer objektiven Analyse und der Wertentwicklung eigener Anlagen zu vermeiden, erläuterte die Grünen-Politikerin im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Es solle mit dieser Maßnahme "negativen Auswirkungen" auf das Verhalten von Kleinaktionären und auf die Finanzierung der Unternehmen vorgebeugt werden.

Details will Wolf in den nächsten Tagen mit Experten - etwa vom Bundesverband der Freien Berufe - besprechen. Gemeinsam wolle man einen "Ethik-Katalog" erarbeiten, der aber nicht gesetzlich festgelegt werden soll.

Banken verweisen auf Gesetze und Selbstkontrolle

Banken und Interessenverbände reagierten überrascht auf die Ankündigung. Sie verwiesen auf bestehende Gesetze und auf die Selbstkontrolle der Branche. "Wir haben bereits vor Jahren eigene Standesregeln aufgestellt", sagte Ulrike Diehl, Geschäftsführerin der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA).

So verurteilt der Verband Geschäfte von Analysten, die mit Kaufempfehlungen den Kurs eigener Aktien beeinflussen wollen. Bei Verstößen kann die verbandseigene Schiedsstelle etwa Geldbußen verhängen. Die seit August bestehende Einrichtung wurde aber noch nicht angerufen.

Auch Thomas Weisgerber, Geschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, wandte sich gegen neue Auflagen. "Soweit Analysten im Rahmen eines staatlich geprüften und überwachten Instituts arbeiten, werden sie bereits mehrfach reguliert", sagte Weisgerber. Er verwies auf die Selbstkontrolle der Banken, die neben der staatlichen Aufsicht bestehe. In vielen Instituten überwacht die so genannte Compliance-Abteilung die internen Regeln. So dürften Analysten in der Regel keine Aktien von Unternehmen halten, die sie unter die Lupe nehmen.

Sorge bereiten Weisgerber aber selbst ernannte Analysten, die etwa im Internet unkontrolliert Aktien-Tipps veröffentlichen.

Schwindendes Vertrauen der Anleger zurückgewinnen

Hintergrund der rot-grünen Pläne eines neuen Verhaltenskodex' für Analysten sind die jüngsten Kursturbulenzen insbesondere am Neuen Markt

Die Schröder-Riegierung will den Kodex allerdings nicht im Alleingang durchboxen. Das Ziel von Wirtsschaftminister Müller sei es, ein "freiwilliges Qualitätssicherungssystem für Analysten zu entwickeln, um dem Vertrauensschwund in Aktien-Analysen zu begegnen", erklärte ein Ministeriums-Sprecher. Müller werde zunächst die einschlägigen Verbände zu einem Gespräch einladen, um Kriterien für seriöse Analysen und Wege zur Durchsetzung solcher Regeln zu erörtern. Er strebe dabei nicht an, eine staatliche Berufsordnung für Analysten vorzugeben, wie es sie beispielsweise für Wirtschaftsprüfer gebe. Vielmehr solle von den Beteiligten ein freiwilliges Qualitätssicherungssystem verabredet werden.

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A N A L Y S T E N  


Schwarze Schafe der Börse?  


Im vergangenen Jahr haben zahlreiche Anleger ein Vermögen an der Börse verloren. Viele fühlen sich von den Propheten der Finanzmärkte, den Wertpapieranalysten, um ihr Geld betrogen. Ein "Ethik-Katalog für Analysten" soll zerstörtes Vertrauen wiederherstellen.

Noch vor Jahresfrist feierten manche Anleger die Analysten euphorisch als "Halbgötter in Nadelstreifen". Doch die New-Economy-Blase ist geplatzt, Milliarden an Börsenwert haben sich in Luft aufgelöst. Und Schuld daran sind nach Meinung vieler Aktionäre die Analysten. Sie fühlen sich im nachhinein durch deren allzu optimistische Prognosen und Anlagetipps getäuscht.
In Zeiten, in denen Aktien als Kapitalanlage für die Altersvorsorge stetig an Bedeutung gewinnen, will Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) den Anlegern nun mit einem Verhaltenskodex für Analysten neues Vertrauen einflößen.

Analysten sollen nicht jeden Titel bewerten dürfen

Der Minister plant, Investmentberater nur noch über solche Wertpapiere berichten zu lassen, die weder sie selbst noch ihre Arbeitgeber im Portfolio halten. Auf diese Weise sollen Interessenkonflikte zwischen einer objektiven Analyse und der Wertentwicklung eigener Anlagen vermieden werden. Ziel ist, wie Müllers parlamentarische Staatssekretärin Margareta Wolf (Bündnis 90/ Die Grünen) weiter erläutert, ein "freiwilliges Qualitätssicherungssystem".
Die Worte hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. Denn Analysten leben nicht im luftleeren Raum und selbstlos handeln sie schon gar nicht. Das Geschäft mit den Aktienempfehlungen liegt fest in der Hand einiger weniger Geldkonzerne wie Goldman Sachs, Merrill Lynch oder Morgan Stanley Dean Witter. Diese Häuser wollen in erster Linie Profit machen und trotzdem folgt die halbe Finanzwelt ihren Ratschlägen.

So warnt etwa die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) schon länger vor allzu blindem Vertrauen auf Analystenempfehlungen und stellt die Unabhängigkeit der Experten in Frage. Die seien fast immer auch Mitarbeiter von Banken und damit nicht frei von wirtschaftlichen Interessen. Schließlich machten die Investmentabteilungen der Institute selbst am Markt Geschäfte und würden bei Börsengängen von Unternehmen für die Betreuung engagiert und bezahlt, heißt es bei der SdK.

Analystenvertretern reichen die geltenden Regeln

Indessen sehen Bankenvertreter keinen Handlungsbedarf. In den Finanzinstituten gebe es schließlich "Chinesische Mauern", die unerlaubten Informationsaustausch zwischen einzelnen Abteilungen verhindern würden. Zu prüfen, ob diese Mauern hoch und undurchdringlich genug sind, ist allerdings Sache der Banken.

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management(DVFA), größte Berufsvereinigung der Analysten, verweist treuherzig auf ein im vergangenen August ins Leben gerufenes Ehrengericht. Insidergeschäfte und Eigenhandel könnten hier mit Verbandsausschluss und Geldstrafen geahndet werden. Angerufen jedoch wurde das Gericht bisher nicht.

Qualität der Analysen ist schlechter geworden

Für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sind die Analysten Opfer ihres eigenen Erfolges geworden. Mit dem Aktienboom in Deutschland sei der Bedarf an Wertpapierexperten "in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen", sagt DSW-Sprecherin Petra Krüll. Da es keine geregelte Ausbildung für den Berufsstand gebe, könne sich "praktisch jeder als Analyst bezeichnen". Die Qualität der Empfehlungen werde nicht von unabhängiger Seite geprüft. Verschärft wurde das Problem laut Krüll durch den Start-up-Boom am Neuen Markt, als Dutzende Unternehmen an die Börse drängten. "Da mussten Analysten auf einmal Unternehmen bewerten, die keine Geschichte hatten und komplett neu am Markt waren".



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