Dollar-Verfall stärkt Euro-Anleihen


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 06.12.04 12:55
Eröffnet am:06.12.04 12:55von: EinsamerSam.Anzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:06.12.04 12:55von: EinsamerSam.Leser gesamt:5.374
Forum:Börse Leser heute:1
Bewertet mit:


 

24466 Postings, 7293 Tage EinsamerSamariterDollar-Verfall stärkt Euro-Anleihen

 
  
    #1
06.12.04 12:55
In Europa und den USA dürfte der Rendite-Unterschied weiter zunehmen

Dollar-Verfall stärkt Euro-Anleihen

Europas Märkte bewegen sich im Gleichlauf mit der Wall Street. Dieses ungeschriebene Gesetz ist derzeit an den Anleihemärkten außer Kraft gesetzt – und wird es nach Meinung von Rentenexperten noch einige Zeit bleiben. Während in Europa die Anleihekurse immer weiter zulegen und die Renditen in Richtung Rekordtief fallen, ist die Entwicklung in den USA umgekehrt. Der Dollarverfall treibt immer mehr Investoren in die Anleihemärkte der Euro-Zone.

DÜSSELDORF. Bonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren bieten in Euro-Land derzeit jährlich 3,7 Prozent Rendite, in den USA hingegen 4,2 Prozent. Der Unterschied (Spread) von 50 Punkten am Freitag oder gar 60 Punkten am Tag zuvor ist so hoch wie zuletzt vor vier Jahren. Damals begann die Börsenblase gerade zu platzen.

Einig sind sich Volkswirte und Rentenexperten darin, dass die Anleihemärkte sehr gut die derzeitigen Währungsturbulenzen und die vollkommen unterschiedlichen Konjunkturentwicklungen dies- und jenseits des Atlantiks widerspiegeln und deshalb das seltene Phänomen an den Finanzmärkten auslösen. Vom trügerischen Gleichlauf an den Aktienmärkten sollten sich Anleger nicht täuschen lassen.

Seit der Wiederwahl von George W. Bush zum US-Präsidenten entwickeln sich die Anleiherenditen in Europa und den USA weit auseinander. Weil Investoren davon ausgehen, dass mit Bush der Staat noch mehr Schulden anhäufen wird und die Regierung an einem schwachen Dollar interessiert ist, um so die heimische Wirtschaft anzukurbeln, ziehen sich Anleger aus Dollar-Anlagen zurück. Darunter leiden Anleihen, deren Kurse fallen. Die Erwartung, dass die US-Zinsen steigen, weil die Konjunktur brummt und teure Importe (auf Grund des starken Euros) das Inflationsrisiko erhöhen, gibt den Anleiherenditen zusätzlichen Schwung.

Notenbankchef Alan Greenspan goss weiteres Öl ins Renditefeuer, indem er davor warnte, dass Ausländer in Zukunft weniger Appetit auf US-Anlagen bekommen könnten, und gleichzeitig klarstellte, dass sich die Märkte auf höhere Zinsen einstellen müssen. Prompt verkauften Anleger weitere Anleihen: Die Kurse fielen, die Renditen zogen weiter an. Tatsächlich erwarten die Finanzmärkte, dass der US-Leitzins von derzeit zwei Prozent bis Ende Ende 2005 auf 3,25 Prozent steigt.

Ganz anders sieht es in Euro-Land aus. Hier rechnen die Märkte bis Ende nächsten Jahres nur mit einem um 0,25 Prozentpunkte höheren Zinssatz. Grund dafür sind die schwächelnde Konjunktur, die Anleger in sichere Anleihen treibt, und der starke Euro, der zusätzlich Private und Institutionelle aus dem Ausland anzieht. Die meisten Investmentbanken, so zuletzt Merrill Lynch und Lehman Brothers, favorisieren europäische Anleihen. Zu den größten Positionen des 20 Mrd. Dollar schweren Templeton Growth Fund zählt eine deutsche Bundesanleihe. Sie wirft zwar wenig Rendite ab, doch Anleger aus dem Dollar-Raum erzielten mit ihr in diesem Jahr höhere Gewinne als mit Aktien. Ursache sind Währungsgewinne von mehr als zehn Prozent infolge des fallenden Dollars und steigenden Euros. Umgekehrt verloren Euro-Land-Anleger im Dollar-Raum, so dass sich ein Engagement dort nicht lohnt.

Angesichts so unterschiedlicher Voraussetzungen und Erwartungen erwarten Rentenstrategen, dass sich die Kurse künftig sogar noch weiter auseinander entwickeln. Das gilt selbst dann, wenn die Renditen in Euro-Land angesichts leicht steigender Zinsen etwas zulegen. Allenfalls „kurzfristig mögen sich die Spreads wieder etwas einengen, weil die kommenden Konjunkturdaten in den USA nicht so rosig und die in Euro-Land nicht so schlecht ausfallen werden wie jetzt erwartet“, sagt Rentenanalystin Birgit Figge von der DZ-Bank.

Auf Jahressicht dürfte „die Kursperformance mit Anleihen sehr mager ausfallen“, erwartet auch HSBC- Experte Lothar Hessler. Doch weil die Zinsen 2005 in den USA stärker als in Euro-Land zulegen, dürfte sich der Renditeabstand nicht verringern. Im Gegenteil: Ebenso wie HSBC rechnet auch Goldman Sachs damit, dass sich vor allem die Kurse von zehnjährigen Anleihen weiter „spreizen“. Auf Sicht von zwölf Monaten erwartet Goldman Sachs eine Rendite von fünf Prozent in den USA und allenfalls 4,4 Prozent in Euro-Land. UBS und die DZ-Bank gehen gar davon aus, dass der Spread bis Mitte nächsten Jahres auf einen Prozentpunkt anwächst. „Auch 2005 wird die wirtschaftliche Entwicklung in der Euro-Zone und insbesondere in Deutschland weit hinter der in den USA herhängen“, prognostiziert Figge eine immer größere Spreizung – in der Konjunktur und auch bei den Anleihen.

Quelle: handelsblatt.com

...be invested
Der Einsame Samariter

 

   Antwort einfügen - nach oben