Die gehebelte Panik kann schneller vorbei sein


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Neuester Beitrag: 28.10.08 12:31
Eröffnet am:28.10.08 12:31von: DummundDüm.Anzahl Beiträge:1
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521 Postings, 5703 Tage DummundDümmerDie gehebelte Panik kann schneller vorbei sein

 
  
    #1
28.10.08 12:31
Die Busch-Trommel
Die gehebelte Panik - Sehr schöne Momentaufnahme und sachliche These von Herrn Bush, finde ich DuD.

Verständlich, dass die jüngsten Kurseinbrüche an den Aktienmärkten die Börsianer in Angst und Schrecken versetzen, doch die von Panik getriebenen Wertpapierverkäufe sind nicht allein eine unmittelbare Folge zunehmender Rezessionsängste. Auch die sattsam bekannte Vertrauenskrise der Finanzinstitute untereinander reicht nicht aus, diese rasante Talfahrt der Aktien- und Rohstoffmärkte hinreichend zu erklären.

Zumal das Gift der Vertrauenskrise im internationalen Bankengeschäft dank der massiven Rettungsaktionen der Regierungen und Notenbanken allmählich an Wirkung verlieren wird, wie lange auch immer die Symptome der Vergiftung noch zu spüren sein werden. Selbst eine grassierende Erkrankung der Konjunktur wird die Weltwirtschaft nicht zwangsläufig in die Katastrophe führen. Im Gegenteil! Nach einer fünf Jahre währenden Hochkonjunktur war es höchste Zeit, inflationäre Blasen aufzustechen und die Finanzmärkte vor überzogenen Erwartungen der Anleger zu schützen. Der jetzige Abschwung konnte also auch als Therapie gegen Übermut verstanden werden.

Was sich aber zurzeit an den Börsen abspielt, geht über das Maß erwarteter Verluste weit hinaus. Erschreckend ist vor allem die Wucht, mit der die Kurse herunter geprügelt werden. Quer Beet durch alle Anlageklassen. Von Aktien, über Länder- und Unternehmensanleihen, bis zu Gold, Rohöl und Industriemetallen.

Wer sich jetzt um jeden Preis von seinen Wertpapierbeständen trennt, hat wahrscheinlich andere Motive als Rezessionsängste oder Zweifel an der Solidität der Finanzsysteme. Viele Indizien deuten darauf hin, dass große Spekulanten und Investoren, zu denen neben den berüchtigten Hedgefonds durchaus auch normale Pensionsfonds, Unternehmen oder ganze Länder gehören können, weltweit verzweifelt versuchen, ihre Finanzen in Ordnung zu bringen. Jahrelang haben sie mit Hilfe gigantischer Kredite die Welt der Wirtschaft abgegrast auf ihrer Jagd nach der Superrendite. Je geringer der Eigenkapitalanteil war, je stärker die Investitionen durch den Einsatz kurzfristigen Fremdkapitals gehebelt wurden, desto höher der Gewinn auf das eingesetzte eigene Geld. Ob es nun um Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Derivate, Devisen oder ganze Unternehmen ging, der Fantasie der Investoren waren keine Grenzen gesetzt. Auch keine materiellen Grenzen, denn die Banken waren all zu gern bereit, die gewünschten Milliarden-Kredite zu gewähren und die Beutestücke als Sicherheiten zu akzeptieren, schließlich verdienten sie glänzend an diesem Geschäft.

Doch damit ist es jetzt vorbei. Die hinterlegten Sicherheiten verlieren dramatisch an Wert, und die Banken kämpfen selber ums Überleben und brauchen dringend Eigenkapital. Jetzt werden kurzfristige Kredite nicht mehr bereitwillig verlängert, werden die Investoren ultimativ aufgefordert, ihre Schulden zu tilgen, bzw. die notwenigen Sicherheiten weiter aufzustocken. Kein Wunder, dass viele Investoren in dieser Situation alles zu Geld machen, was auf dem Markt noch auf Kaufinteresse stößt. Wer als Schuldner selbst dazu nicht mehr in der Lage ist, muss mit ansehen, wie die Bank seine hinterlegten Sicherheiten verkauft, gnadenlos, selbst, wenn dadurch die Kurse noch weiter in den Keller geprügelt werden.

Jetzt offenbart sich die Schattenseite dieser mit Fremdkapital gehebelten Investitionen: Der Hebel wirkt leider auch in der anderen Richtung. Man könnte gegenwärtig von einer gehebelten Verkaufspanik der Profis sprechen. Daher das hohe Verkaufsvolumen, darum die Kurseinbrüche selbst bei Anlagen, die von der Finanzkrise und einer möglichen Rezession gar nicht betroffen sind. Wenn aber diese Notverkäufe der großen Investoren die Hauptursache der gegenwärtigen Kursverluste sind, dann spricht vieles für ein schnelles Ende der Panik. Denn weder Banken noch Spekulanten haben die Zeit zu warten. Wer zum Verkauf gezwungen wird, muss jetzt verkaufen, sofort … und nicht erst in einigen Wochen oder gar Monaten. Die gehebelte Panik könnte also schneller vorbei sein, als wir es jetzt glauben.  

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