Wieso ist aus uns eigentlich noch was geworden?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 08.12.03 10:42 | ||||
Eröffnet am: | 08.12.03 09:14 | von: HEBI | Anzahl Beiträge: | 9 |
Neuester Beitrag: | 08.12.03 10:42 | von: Hackepeter | Leser gesamt: | 491 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 2 | |
Bewertet mit: | ||||
Wir, die wir als Kind in den 50er, 60er oder 70 Jahren aufwuchsen, können
aus heutiger Sicht kaum glauben, dass aus uns noch etwas geworden ist, denn:
Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurt, Airbag, ABS und Sicherheitslenksäule mit Armaturenbrettern aus nacktem Blech.
Unsere Bettchen waren angemalt in den strahlendsten Farben voller Blei und Cadmium.
Die Medizin-Fläschchen aus der Apotheke konnten wir mit unseren Kinderhänden ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit dem giftigen Bleichmittel.
Scharfkantige Türen und Schranke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und unsere Köpfe.
Auf dem Fahrrad trugen wir niemals einen Helm.
Wir tranken Wasser aus Rohren aus Blei.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten bei der Abfahrt, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir aber nach einigen Unfällen klar.
Wir verließen das Haus zum Spielen, blieben den ganzen Nachmittag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und - unvorstellbar - wir hatten nicht mal ein Handy dabei!
Wir haben uns geschnitten, brachen uns die Knochen und verloren Zähne, und niemand wurde deswegen auf Schadenersatz verklagt.
Wir aßen Kuchen, Kekse, Brot mit dicker Butter, Schmalzstullen und tranken Lebertran und wurden trotzdem nicht dick.
Wir tranken mit unseren Freunden aus derselben Flasche und niemand starb an den Folgen.
Wir hatten weder Playstation, Gameboy, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle und Filme auf Video mit Surround Sound noch einen eigenen Fernseher, Computer, Internet. Wir hatten einfach nur Freunde.
Wir gingen und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu ihrer Wohnung und klingelten sie raus. Ohne Terminabsprache und ohne Shuttle-Dienste der Privat-Pkw’s unserer Eltern.
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen und amüsierten uns köstlich. Wir kletterten auf sehr hohe Bäume und fielen nicht runter. Außerdem aßen wir als Mutprobe Würmer oder Kaninchen-Kötel. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Magen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir uns nicht die Augen aus. (Und von unreifem Obst gibt es doch keine Würmer im Bauch!)
Wer beim Straßenfußball nicht gut war, mußte zuschauen und lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen ohne einen Psychiater aufzusuchen.
Manche Schüler rasselten durch Prüfungen oder wiederholten Klassen. Das führte niemals zu Krisensitzungen an Elternabenden oder gar zur Änderung der schulischen Leistungsbewertung.
Unser Tun hatte manchmal strenge Konsequenzen. Das war uns bei jedem Streich klar. Doch kein Streetworker, kein Sozialarbeiter, kein evangelischer Pfarrer, der uns da raushaute.
Und dennoch: Unsere Generation hat einige sehr erfolgreicher Menschen hervorgebracht.
Heute haben wir die PISA-Studie.
Vieles davon erleben die Kinder auch heute noch so. Im endeffekt liegt es doch an den Eltern ein gutes Beispiel abzugeben.
Meine Kinder haben keinen Gameboy, keine Playstation und noch nicht einmal ein Handy.
Auch ich und meine Frau haben unser CELLPHONE aufgegeben. Es ist ein Luxus (der nicht Erreichbarkeit) den sich die meisten Menschen jedoch nicht leisten können.
Ich habe für mich so ein Stück neuer Unabhängigkeit definiert. Na ja manchmal verflucht man es natürlich auch nicht kommunizieren zu können.
Übrigens den ständigen PKW Shuttle Service für die Kinder übernehme ich so wie von dir beschrieben. Manchmal ist das, da gebe ich dir recht, sicherlich übertrieben.
Gruß
Lästig sind nur die Terminabsprachen. Den ganzen Tag hocken die Gören zusammen in der Schule und dann müssen sie sich aber telefonisch zu Hause verabreden und das dauert oft stundenlan, s.d. wir ein Zweittelefon brauchen.
Wir sind früher eben einfach rübergegangen zum Kumpel, manchmal auch 10 Minuten Fußweg umsonst, weil dann doch keiner da war.