Das Kapital: Chancen und Risiken bei Aixtron


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Eröffnet am:29.06.01 10:42von: drakiAnzahl Beiträge:1
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29.06.01 10:42
Das Kapital: Chancen und Risiken bei Aixtron

Wie bewertet man ein Wachstumsunternehmen? Aixtron ist seit dem Schluss vom vergangenen Freitag in dieser Woche zwischenzeitlich um gut ein Viertel gefallen und von diesem Tief aus wieder um ein gut Viertel gestiegen.

Da die Mathematik in solchen Fällen keine Gnade kennt, hat die Aktie per saldo acht Prozent verloren. Die Verunsicherung rührt von zwei Seiten. Erstens, von der wirtschaftlichen Lage bei den Kunden. Aixtron baut Anlagen für Verbindungshalbleiter, die im Vergleich zu herkömmlichen Siliziumchips erhebliche Vorteile aufweisen. Verbindungshalbleiter werden vor allem in Leuchtdioden, Lasern und Solarzellen verwendet, aber auch in optischen Netzwerken oder Mobiltelefonen. Die Einsatzmöglichkeiten steigen stetig; die Vorliebe der Anleger für Aixtron geht nicht zuletzt darauf zurück, dass der Markt für Verbindungshalbleiter noch am Anfang steht.

Nun haben aber eine Reihe von Kunden aus allen Branchen in diesem Jahr Gewinnwarnungen ausgesprochen, unter ihnen zum Beispiel JDS Juniphase, Nortel und Lucent. Viele von ihnen wollen ihre Investitionen zurückfahren, und das sollte einen Anlagenbauer wie Aixtron irgendwann treffen. Der Auftragseingang im ersten Quartal lag zwar noch 39 Prozent über dem Vorjahr, aber um zehn Prozent unter dem Umsatz. Gegenüber dem Vorquartal ist er sogar um 23 Prozent gesunken. Wegen der Überkapazitäten im Technologiesektor ist zumindest eine vorübergehende Wachstumsdelle wahrscheinlich, trotz des hohen Auftragsbestandes.


Der zweite Aspekt, der für Verunsicherung sorgt, ist die Bewertung. Aixtron ist mit dem rund Achtfachen des laufenden Umsatzes und dem rund 65fachen des geschätzten Gewinns bewertet. Für 2002 erwarten die Analysten noch einen Umsatzzuwachs von etwa 30 Prozent, nach gut 60 Prozent im laufenden Jahr. Dann soll das Unternehmen auf eine Netto-Umsatzrendite von fast 15 Prozent kommen. Alleine um den aktuellen Kurs zu rechtfertigen, müsste Aixtron noch bis 2010 um 30 Prozent jährlich wachsen (ab 2007 läge das Umsatzwachstum über den gesamten diesjährigen Verkaufserlösen). Bei einem Diskontsatz von zehn Prozent gilt das zumindest dann, wenn Aixtron für immer eine Nettorendite von 15 Prozent erzielt, 50 Prozent der Gewinne ausschüttet und ab 2010 ewig um fünf Prozent wächst.


Das sind deftige Annahmen, in jeder Beziehung. Der Umsatz würde sich bis bis zum Ende der Dekade gut verzehnfachen. Dauerhaft eine Nettorendite von 15 Prozent zu erzielen gelingt nicht vielen Unternehmen. Es gibt Wettbewerber, vor allem Emcore in den USA, die nach vorübergehenden Schwierigkeiten zuletzt wieder Boden gutgemacht haben. Und Aixtron wird auch kaum 50 Prozent des Gewinns ausschütten.


Aixtron ist ein finanziell gesundes und sehr gut geführtes Unternehmen mit überlegenen Produkten. Es hat bisher stets Marktanteile gewonnen, liegt weltweit bei über 50 Prozent. Aber selbst ein außergewöhnliches Unternehmen hat seinen Preis. Rein fundamental gesehen lässt die Bewertung kaum noch Spielraum zu. Natürlich spielt das oft keine Rolle, und deshalb ist Chance bei freundlicher Marktverfassung groß. Aber das Risiko ist vermutlich größer.



VW

Rätsel um Audi. Der Groll der Wolfsburger Konzernlenker gegen die Ingolstädter Tochter scheint unangemessen. Audis Umsatzanstieg von 13,4 Prozent ist bei einem rückläufigen Markt beachtlich, auch wenn die schwache Konjunktur ohnehin die Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen begünstigt. Aber Ferdinand Piëch wird sein letztes Jahr an der VW-Spitze nicht beenden wollen, ohne glänzende Zahlen im Gesamtkonzern vorzulegen und seinen Nachfolger zu küren. Für beides könnte ihm der Streit um Audi nützen.

VW will Kosten senken, um die angestrebte operative Marge von 6,5 Prozent im Konzern zu erreichen. Die Umstellung auf internationale Rechnungslegung hilft dabei, zumindest optisch. Zudem verschiebt VW Neueinführungen nach hinten. Das spart Entwicklungsaufwand. Noch mehr ließe sich sparen, wenn die Premiummodelle von Audi und VW mehr gemeinsame Bauteile nutzen. Da hat in der Vergangenheit die Abstimmung nicht immer geklappt. Hätten alle Premiummarken im Konzern eine einheitliche Führung, könnte das besser werden.


Langfristig wird VW sein Margenziel nur halten können, wenn sich Audi gegen Mercedes und BMW stärker durchsetzt. Die Kritik an Audi-Chef Franz-Josef Paefgen könnte darauf hindeuten, dass Piëch Ex-BMW-Chef Bernd Pischetsrieder dafür als besser geeignet ansieht und als Nachfolger bevorzugt.


Aber egal wer Piëch ablösen wird: Er wird einen schweren Stand haben. Die nach hinten geschobenen Modelleinführungen müssen irgendwann kommen und werden dann das Ergebnis belasten. Piëch mag sich mit einer Erfolgsbilanz verabschieden. Sein Nachfolger muss nicht nur richtige Entscheidungen treffen, sondern braucht auch ein besseres wirtschaftliches Umfeld. Bis dahin werden sich die Anleger gedulden müssen.



© 2001 Financial Times Deutschland
 

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