Neuer Markt: Schwarze Liste der Peinlichkeiten


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 22.04.01 22:35
Eröffnet am:20.04.01 18:19von: drakiAnzahl Beiträge:5
Neuester Beitrag:22.04.01 22:35von: malenLeser gesamt:3.994
Forum:Börse Leser heute:0
Bewertet mit:
1


 

512 Postings, 9110 Tage drakiNeuer Markt: Schwarze Liste der Peinlichkeiten

 
  
    #1
1
20.04.01 18:19
Neuer Markt: Schwarze Liste der Peinlichkeiten
Von Annette Entreß, Hamburg

Mit ihrer "schwarzen Liste" wollte die Deutsche Börse die Sünder am Neuen Markt an den Pranger stellen. Aber mittlerweile gibt es mehr Kritik an der Liste als an den angeprangerten Firmen.

Wer auf die Homepage der Deutschen Börse surft, findet eine Aufstellung von Unternehmen, die ihren Jahresabschluss nicht fristgerecht abgeliefert haben sollen. Eigentlich ein toller Service für Kleinanleger. Denn wer es nicht schafft, pünktlich seine Zahlen zusammenzustellen, ist wahrscheinlich auch sonst nicht seriös. Fazit: Finger weg von der Aktie.



Akten beim Staatsanwalt

Wer sich herauf verlässt, könnte jetzt zum Telefonhörer greifen und Metabox-Papiere ordern - obwohl der Hersteller von Set-Top-Boxen für interaktives Fernsehen seinen Jahresabschluss auch nicht pünktlich ablieferte. Metabox war aber schlau: Das Unternehmen stellte einen Antrag und bat die Deutsche Börse um Fristverlängerung. Der Antrag wurde genehmigt, Metabox steht nicht auf der Liste. Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) findet das paradox: Metabox habe den Antrag damit begründet, dass relevante Akten beim Staatsanwalt lagen. "Deshalb konnten die ihren Abschluss nicht rechtzeitig vorlegen", sagt Straub.



Mitte März hatte die Schutzgemeinschaft eine Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat von Metabox erstattet. Der Vorwurf lautet auf Kursbetrug und verbotene Insidergeschäfte. Die Firma soll mit gefälschten Ad-hoc-Mitteilungen Großaufträge vorgetäuscht haben. "Metabox gehört schon lange nicht mehr an den Neuen Markt", sagt Straub. Aber die Deutsche Börse scheue sich, die schwarzen Schafe aus dem Segment zu werfen. Stattdessen veröffentliche sie eine Liste, die nichts aussage. Wie viele Unternehmen eine Fristverlängerung bekamen und aus welchen Grund, ist nicht ersichtlich. Ein Unternehmen, das ebenfalls seine Zahlen später liefern durfte, ist die angeschlagene Medienfirma EM.TV.



Viel Verwirrung

Seit der Veröffentlichung Anfang April hat es viel Wirbel um die Aufzählung gegeben. Die erste Version war falsch. Es wurden Unternehmen aufgeführt, die ihren Jahresabschluss pünktlich abgeliefert hatten. Die Börse musste korrigieren und zugeben, dass Adcon, Cybio, Gericom, Rhein Biotech und Teleplan am Internet-Pranger nichts zu suchen hatten. "Da hat sich die Deutsche Börse bis auf die Knochen blamiert", sagt Aktionärsschützer Straub.



Ärger mit der Technik

Die Deutsche Börse verlangt, dass die Unternehmen ihre Zahlen pünktlich per E-Mail senden. Teleplan-Sprecher Bernhard Krause sagte gegenüber der Online-Ausgabe der FTD, dass es massive technische Probleme bei der Übermittlung der elektronischen Daten gegeben habe. Er habe die Datei am 31. März überspielt. "Die konnten dann das Dokument nicht finden", sagt Krause. Teleplan erschien auf der ersten Version der schwarzen Liste, wurde dann aber wieder gestrichen. Die ganze Aktion sei ein Schnellschuss gewesen, sagt Straub. Damit sei einigen Firmen ein erheblicher Imageschaden zugefügt worden.


Die zu Unrecht aufgeführten Unternehmen wollen allerdings nicht rechtlich gegen die Deutsche Börse vorgehen, wie die Pressesprecher übereinstimmend sagten.



Zweiter Versuch ging daneben

Einige Tage nach der ersten Veröffentlichung stellte die Deutsche Börse eine zweite Version ins Netz. Aber auch die war offenbar falsch. So setzte der Prozesskostenfinanzierer Foris Anfang dieser Woche nur mit einer einstweiligen Verfügung durch, wieder gestrichen zu werden. Foris habe schon am 30. März eine Bilanzpressekonferenz in den Räumen der Deutschen Börse abgehalten und am selben Abend die Zahlen an die richtige E-Mail-Adresse gesandt, teilte Foris mit.



Ähnlich liegt der Fall bei Aixtron: Die Firma ist nach wie vor aufgelistet. "Wir haben am 8. März eine Ad-hoc-Mitteilung herausgegeben und den Geschäftsbericht ins Internet gestellt", sagt Pressesprecher Claus Ehrenbeck. Aixtrons Fehler: Das Unternehmen schickte die verlangte E-Mail erst am 3. April an die Deutsche Börse. Das war einen Tag zu spät. Fazit: Nur wer pünktlich seine elektronische Post an die Deutsche Börse übermittelt, erfüllt seine Pflicht zur Veröffentlichung. Aktionärsschützer Straub: "Es ist doch nicht Sinn der Sache, dass die Deutsche Börse hier nach Schema F vorgeht". Die schwarze Liste habe einen zweifelhaften Informationswert und sei für Anleger völlig nutzlos. Es sei nicht transparent, worüber hier eigentlich informiert werde.



Kampf für mehr Seriosität

Die Deutsche Börse verteidigt das System. Sprecherin Ursula Schneider sagt, es gehe um mehr Seriosität für den Neuen Markt. Gegen die Unternehmen, die ihren Jahresabschluss zu spät ablieferten, sollen Geldbußen verhängt werden. Maximalstrafe für Regelverstöße am Neuen Markt sind 100.000 Euro. So hoch werde man aber wohl nicht gehen. Die Summe werde danach berechnet, wie lange die Frist überschritten wurde, sagt Schneider. Bis das Geld kassiert wird, kann noch viel Zeit vergehen. Zunächst müssen die Unternehmen Stellung nehmen. Die Streiterei geht also weiter.



© 2001 Financial Times Deutschland  

1125 Postings, 8759 Tage indexaller guten Dinge sind

 
  
    #2
20.04.01 21:02
drei ;-)  

953 Postings, 8400 Tage malenwo findet man den

 
  
    #3
22.04.01 18:28
die "aktuelle" schwarze Liste?
Danke  

189 Postings, 8479 Tage Kiviaktuelle

 
  
    #4
22.04.01 18:55

953 Postings, 8400 Tage malenDanke! o.T.

 
  
    #5
22.04.01 22:35
 

   Antwort einfügen - nach oben