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Seite 1227 von 2364 Neuester Beitrag: 26.04.24 19:47 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 60.084 |
Neuester Beitrag: | 26.04.24 19:47 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 5.823.550 |
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Die Neurowissenschaft kann nun mittlerweile also auch empirisch bestätigen, was z.B. im Bereich des Sports schon seit langer Zeit wesentliche Grundlage der Trainingsgestaltung ist.
Diese Zusammenhänge sind zumindest auf der Ebene praktischer Beobachtungen und Erfahrungen m.E. weitgehend bekannt, auch wenn man sie vielleicht neurologisch nicht auf wissenschaftlich eindeutig gesicherter Basis erklären konnte.
"What fires together, wires togehter" man kennt dies zum Beispiel bereits u.A. durch das Phänomen des pawlowschen Hundes.
Im Sport wird hingegen oft von einer neurologischen Erinnerung der Muskeln gesprochen
(Vielleicht ist es nicht der Muskel selbst, der sich erinnert, aber man versteht schon, wie das gemeint ist) Und darauf bauen dann auch die Trainingsroutinen in ihrer ganzen Auslegung auf. Man gewöhnt sich so ein Bewegunsgverhalten an, das bei ausreichender Übung automatisch bzw. auf natürlich intuitive Weise ausgeführt wird, ohne dabei nachdenken zu müssen, oder sich bewußt darum bemühen zu müssen.
(Das ist m.E. letztlich auch in etwa mit dem Paradoxon gemeint, durch die Meisterschaft und Vollendung einer Form am Ende zur Formlosigkeit zu gelangen. Sie kann erst "nach" den Formen stehen, aber nicht "davor" (zumindest nicht in sinnvoller Weise))
Neben der Gleichzeitigkeit neuronaler Aktivitäten und der Reizintensivität kommt es dann allerdings auch noch auf die Wiederholung an. So wussten schon die alten Lateiner: Repititio est mater studiorum.
Neuer erscheit mir hingegen die Erkenntnis, dass Sport bzw. ein bestimmtes Maß an Bewegung auch andere neuronale Bereiche und deren Neubildungen sehr positiv beeinflußt, also ganz allgemein dabei behilflich ist, Neues zu lernen.
Auch dies scheint man allerdings zumindest intuitiv bereits zu berücksichtigen, so ist Sport dann ja z.B. auch ein fester Bestandteil der Lehrpläne an allen Schulen.
Epigenetische Untersuchungen würden sich hier hingegen mit der Frage beschäftigen, inwieweit die so geschaffenen neuronalen Strukturen auch unsere Gene verändern und sogar als solche weitervererbt werden könnten, sowie mit der Frage, inwieweit die Möglichkeit, neue Strukturen zu schaffen, durch Geneinflüsse begünstigt sein kann, oder auch andererseits nach oben an irgendeiner Stelle limitiert.
Epigentics kann erklären, wie sich Triggers und Anforderungen in Neuroplastizität, aber auch in Prägung resp Muster übersetzen. Sport im Sinne einer konzentrierten Wiederholung (it's repetition, Baby) einer Körperarbeit ist vielleicht auch ein ganz gutes Beispiel dafür, wobei wie du richtig ahnst man via Lebenserfahrung und Intuition da immer schon 'epigenetisch' unterwegs war.
Der hier hatte es auch schon im Urin, heute entstehen dazu auch die neurowissenschaftlichen Tools:
...Bioenergetics is a way of understanding personality in terms of the body and its energetic processes. A pioneer in this field, Alexander Lowen, M.D. developed Bioenergetics as the study of the human personality in terms of the energetic processes of the body. It is a therapeutic technique to help people get back together with the body and enjoy the life of the body to the fullest degree possible. Dr. Lowen created Bioenergetic Analysis (BA) as a psychotherapeutic modality that combines work with the body and the mind to help people resolve their emotional difficulties and conflicts, and realize their potential for pleasure in life, enhancing health in body and mind....
http://www.lowenfoundation.org/what-is-bioenergetics
* Joachim Bauer (* 21. Oktober 1951 in Tübingen) ist ein deutscher Arzt mit Ausbildung als Internist, Psychiater und Psychosomatischer Mediziner. Er ist Universitätsprofessor an der Universität Freiburg und als solcher im Bereich Psychoneuroimmunologie tätig.[1][2
Im Buch Das Gedächtnis des Körpers – Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern[12] zeigt Bauer seine Sichtweise des Wechselspiels zwischen Vorgängen im Gehirn, bestimmt durch zwischenmenschliche Beziehungen, und der Biologie des Körpers. Das Buch vermittelt auch eine biologische Deutung des traditionellen Seelenbegriffes. Bauer sieht genetische Vorgänge einer Regulation durch Lebensereignisse unterworfen.[13]
In seinem jüngsten Buch Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens[23] geht Bauer auf die seit Jahrzehnten in mehreren Wissenschaftsdisziplinen geführte Diskussion um Existenz oder Nichtexistenz des freien Willens ein, den er als Korridor interpretiert, innerhalb dessen der Mensch fähig sei, Selbststeuerung zu erlernen. Bauer macht deutlich, dass gelingende Selbststeuerung bereits in den Kinder- und Jugendjahren eingeübt werden sollte und dass sie zeitlebens ein gefährdetes und immer wieder neu zu erwerbendes Gut sei. Besonderen Schwerpunkt legt das Buch auf die Kraft guter Selbststeuerung bei Kranken, wo sie, wie Bauer es ausdrückt, die Rolle eines „inneren Arztes“ übernehmen könne.
Bauer stellt neurobiologisch begründete Zusammenhänge zwischen der Fähigkeit des Menschen, einen Willen zu entwickeln und den Selbstheilungskräften im Falle einer Erkrankung dar. Der Neurologe Lüder Deecke, einer der Entdecker des Bereitschaftspotentials, nennt Bauers Buch einen „großen Wurf“; es mache auch für Laien in wissenschaftlich fundierter Weise deutlich, dass der Mensch entgegen der Behauptung einiger Hirnforscher nicht vollständig determiniert und die Willensfreiheit keine Illusion sei.[24]
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Bauer
Ich denke, dass die Gene ein bestimmtes Potenzial bedeuten, und es dann an unserer eigenen Lebensführung und ebenso auch kontrollierbaren aber auch unkontrollierbaren Umwelteinflüssen liegt, inwieweit dieses Potenzial in seinen günstigen und ebenso in seinen ungünstigen Aspekten dann auch zur tatsächlichen Ausprägung kommt.
Die Erkenntnisse der Epigenetik, dass Teile der DNA-Sequenz durch Methylierung an- und abgeschaltet werden können, sind allerdings zum einen, soweit ich weiß, bisher noch nicht wirklich gezielt nutzbar, und zum anderen waren, soweit ich bisher gelesen habe, bislang auch auch vor allem negative Faktoren Gegenstand der Forschung, wie etwa der epigenetische Einfluss von schweren Traumata, Hungersnöten, Umweltgiften, Drogenkonsum und ähnlichen extremen Bedingungen.
Dass man künftig nicht nur gesichert feststellen wird, welche besonderen Lebenseinflüsse epigenetisch Krankheiten auslösen oder auslösen können, sondern auch welche besonderen Einflüsse und Lebensweisen Krankheiten epigenetisch verhindern oder zumindest bremsen und abmildern können, denke ich sicher.
Es würde mich auch nicht wundern, wenn man dabei feststellt, dass am Ende all jene Dinge u.A. wichtig sind, auf die wir auch bei unseren Kindern (aber vielleicht nicht mehr so sehr bei uns selbst) achten: Eine gute und ausgewogene Ernährung, eine gute Schlafhygiene, ein ausreichendes Maß an Sport und Bewegung, kein zu hoher Medienkonsum XD, liebevolle und gute persönliche Beziehungen, Frustationstoleranz und eben all jene Dinge.
Es würde mich auch wundern, wenn Meditation dort nicht auch auf der Liste steht.
Dass die Verkürzung von Telomeren (was zum Altern der Zellen führt) durch Meditation verlangsamt wird, weiß man z.B. schon.
"innerhalb dessen der Mensch fähig sei, Selbststeuerung zu erlernen. Bauer macht deutlich, dass gelingende Selbststeuerung bereits in den Kinder- und Jugendjahren eingeübt werden sollte und dass sie zeitlebens ein gefährdetes und immer wieder neu zu erwerbendes Gut sei."
Das würde ich sofort unterschreiben. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei m.E. die sogenannte Impulskontrolle, die im übrigen wie alles andere ebenfalls auch durch genetische Faktoren bedingt sein soll. Sie lässt sich allerdings, ebenfalls wie alles andere, natürlich auch trainieren und verbessern.
(Genauso wie sich alles auch ein bisschen verlernen lässt.)
Ich sehe Epigenetik anders als Du allerdings nicht als Widerspruch oder als Gegenthese zur Genetik, sondern als eine vielversprechende und wertvolle Ergänzung zur Genetik, die diese auch nicht leugnet, sondern (wie der Name ja schon sagt) über diese hinausgeht.