CKD INFOS
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 30.12.99 08:47 | ||||
Eröffnet am: | 29.12.99 23:24 | von: lollol | Anzahl Beiträge: | 4 |
Neuester Beitrag: | 30.12.99 08:47 | von: lollol | Leser gesamt: | 3.198 |
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Inzwischen sieht es danach aus, als würde im Sinne einer Nothilfeoperation wenigstens die Fertigstellung der Strassenbahnen für die Philippinen von aussen finanziert, um CKD-Dopravni systemy die vertraglichen Sanktionen zu ersparen, die in eine bedrohliche Höhe klettern könnten. Einen Überbrückungskredit sollen die Tschechische Sparkasse Ceska Sporitelna und die Verkehrsbetriebe Prag sprechen. Diese sind mit Vertretern im neuen Aufsichtsrat des Unternehmens präsent, ebenso wie drei weitere Banken, nämlich die IPB, die Kommerzbank und die staatliche Konsolidierungsbank. Im übrigen steht die ganze CKD-Gruppe vor der Restrukturierung, die jedoch ohne grössere Entlassungen und Rationalisierungen wohl nicht über die Bühne gehen wird. Für die Zukunft wird für CKD-Verkehrssysteme ein strategischer Partner gesucht. Als Namen sind der deutsche Siemens-Konzern sowie die französische Gesellschaft Alsthom im Spiel. Bevor an die Auswahl eines strategischen Partners gedacht werden kann, so mahnt der Gewerkschaftsführer Ladislav Binko, müsse bei CKD das soziale Klima verbessert werden, was im Klartext ausbezahlte Löhne bedeutet.
Einen ausländischen Partner soll auch die CKD-Tochter Vagonka Studenka bekommen. Bei diesem in Nordmähren angesiedelten Betrieb handelt es sich um einen traditionellen tschechischen Hersteller von Eisenbahnwagen, der, wenn die gegenwärtigen Schwierigkeiten gemeistert werden, nächstes jahr sein hundertjähriges Bestehen feiern kann. Vagonka Studenka ist gegenwärtig aber mit rund 1.5 Milliarden Kronen verschuldet, weshalb auch über diesem Unternehmen ein Fragezeichen steht. Eine Lösung immerhin zeichnet sich ab, denn die amerikanische Firma Thrall hätte Interesse an einer Übernahme der Eisenbahnwagenfabrik und verhandelt seit einem halben Jahr mit CKD. Die von den Amerikanern gesetze Frist läuft allerdings Ende Juni ab, weshalb ein Entscheid demnächst zu erwarten ist.
Das Problem liegt darin, dass die Amerikaner nur die Produktion von Güterwagen übernehmen wollen. Dafür würden sie 450 Millionen Kronen bezahlen. Den Angestellten der Vagonka Studenka, die in der Produktion von Personenwagen arbeiten, nimmt dieses Projekt die Zukunftsangst zwar nicht, doch die Unternehmensführung weist darauf hin, dass ohne den Einstieg des amerikanischen Investors die ganze Firma zusammenbricht. Denn die 450 Millionen Kronen von Thrall würden direkt auf das Konto eines Konsortiums von Gläubigerbanken überwiesen, die im Gegenzug der Wagenfabrik weitere Schulden in der Höhe von 725 Millionen Kronen erlassen würden. Noch immer fehlen dann allerdings fast 400 Millionen Kronen in der Kasse. Diese sollte nach der Vorstellung des Unternehmensvorstandes die staatliche Konsolidierungsbank beisteuern, die von einem solchen Gedanken zwar nicht begeistert ist, auf Anweisung der Regierung dazu aber verpflichtet wäre.
Wie schon erwähnt, ist der amerikanische Investor Thrall nur an der Übernahme der Güterwagenproduktion intereessiert. Damit stellt sich die Frage, was mit der Herstellung von Personenwagen geschehen soll, respektive es drängt sich überhaupt eine verkehrstechnische Gretchenfrage auf: Soll oder kann sich die Tschechische Republik überhaupt die Produktion eigener Eisenbahnwagen leisten? Das Problem liegt hier auch bei den Tschechischen Eisenbahnen, dem Hauptabnehmer der für den Personenverkehr bestimmten Produktion aus Studenka. Denn die Tschechischen Bahnen, selbst mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfend, sind laut dem Vorstandsvorsitzenden von Vagonka Studenka, Viktor König, im Zahlungsrückstand. Zwar bestehen Verträge über drei elektrische Pendelzugkompositionen, doch haben die Tschechischen Bahnen bisher die Vorauszahlung von mindestens 30 %, die auch von den Gläubigerbanken des Unternhemens verlangt wird, noch nicht geleistet. Finanzierungsprobleme bei Aufträgen machen der Wagenfabrik überhaupt zu schaffen. So meinte König gegenüber dem Wirtschaftsmagazin euro, man habe beispielsweise einen von Israel ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen, doch der Auftrag sei dennoch anderswohin gegangen, weil die Konkurrenz bessere Finanzierungsmodelle angeboten habe.
Doch zurück zur Grundfrage, was mit der Produktion von Personenwagen für die Eisenbahn zu geschehen habe. Im Spiel sind drei Varianten. Der in seinem Kernbereich nicht ausgelastete LKW-Hersteller Tatra Koprivnice würde das Produktionsprogramm gerne übernehmen und hat auch schon seine leerstehenden Montagehallen dafür angeboten. Ebenso bewirbt sich allerdings die CKD-Konzernschwester Verkehrssysteme mit Sitz in Prag um die Übernahme. Eine dritte Variante schliesslich wäre die Wagenproduktion auf dem Areal der Stahlwerke Vitkovice in Ostrava. Vagonka-Vorstandschef König meint, der Entscheid müsse von der Regierung getroffen werden. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, ob der Staat die Kosten für die Dislokation bezahlen wird. Ein Umzug nach Prag wäre dabei offensichtlich die teuerste Variante, und zudem stösst diese bei der Belegschaft in Studenka auf offenen Widerstand. Man werde die Wagenproduktion in Nordmähren verteidigen, meinten gegenüber dem Fernsehen kämpferische Gewerkschafter. Kein Wunder - Nordmähren sieht sich schon jetzt mit einer hohen Arbeitslosigkeit konfrontiert, die durch den Abzug eines Unternehmens von der Grösse der Vagonka Studenka noch verschärft würde. Denn es ist kaum anzunehmen, dass die jetztige Belegschaft den Umzug mitmachen würde, nur schon deshalb, weil bei der schon erwähnten zu erwartenden Schlankheitskur von CKD Verkehrssysteme mehrere hundert Arbeitnehmer ihre Stelle verlieren dürften.
So oder so wird es aber auch in Studenka selbst zu Entlassungen kommen. Gegenwärtig arbeiten rund 2400 Personen im Betrieb, wobei die Produktion von Güter- und Personenwagen noch nicht getrennt ist. Die Personalchefs erwartet zunächst die Aufgabe, im Hinblick auf die Spaltung der Produktionslinien klare Zuteilungen vorzunehmen. Im Güterwagenbereich sollen nächstes Jahr rund 1200, im Personenbereich nur noch etwa 300 Angestellte verbleiben.
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Meine meinung: besser morgen ein euro mitnehmen als alles verzocken.
ich glaube kaum dass man solch einen giganten untergehen lässt zumal es sich ja nur um zwei geschäftsfelder handelt die in schwierigkeiten sind.
es genügt eine finanzspritze und schon ist alles ok (auftragsbestände)