Big Mac macht Pause beim großen Fressen


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 27.07.01 18:10
Eröffnet am:27.07.01 18:10von: malenAnzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:27.07.01 18:10von: malenLeser gesamt:887
Forum:Börse Leser heute:1
Bewertet mit:


 

953 Postings, 8409 Tage malenBig Mac macht Pause beim großen Fressen

 
  
    #1
27.07.01 18:10
Big Mac macht Pause beim großen Fressen

Von Felix Asch

Auch McDonald's kann sich der weltweiten Schließungsorgie nicht entziehen und macht 250 seiner Filialen dicht. Aber keine Sorge - der Siegeszug des Big Macs geht weiter.

In einer Zeit der Schließungs-, Streichungs- und sonstigen Horrormeldungen von ABB bis Nokia fällt es fast schon nicht mehr auf, wenn ein globaler Gigant meldet, dass er erstmals ein wenig kleiner werden möchte. Aber es handelt sich dabei nicht um irgendeinen Telekom-Ausrüster, sondern um McDonald's, die Speerspitze der Globalisierung. Die 250 Produktionsstätten (die Bezeichnung "Restaurants" ist doch etwas dick aufgetragen) auf der Abschussliste machen zwar nur acht Promille des weltumspannenden Fritten-Netzwerks aus, aber es ist immerhin die größte Schließungsaktion seit Ronald McDonald unter seiner Perücke hervorgrinst.

Fast könnte man meinen, die Schließungen wären das Produkte einer tierischen Racheaktion. Denn McDonald's - natürlicher Feind jeden Rindes dieser Welt - leidet noch immer unter den Folgen der BSE und MKS. Das Minus von 15 Prozent bei den Gewinnen in Europa hat zwar auch mit dem schwachen Euro zu tun, aber hauptsächlich haben die Rinder- und Schweineseuchen den Burger-Essern den Appetit verdorben. Die europäischen Rinder könne sich also immerhin rühmen, zur Halbierung des Aktienkurses ihres Gegners und zum Rückzug aus 250 Standorten beigetragen zu haben.

Nun verhält es sich mit Schließungen bei McDonald's in etwa so, wie mit dem Winter im Lied "Winter Ade". Denn grundsätzlich sind Schließungen - und damit Entlassungen - schlimm und schmerzhaft. Geht es aber um den Fleischscheiben-Konzern, dann wird mancher sich denken, dass scheiden zwar weh tut, jeder geschlossene McD aber macht, dass ihm das Herze lacht. Doch leider, leider für alle Gourmets und Globalisierungsgegner und französischen Landwirts-Rebellen tritt das große goldene M in Europa nicht den Rückzug an. Geschlossen wird nur in den "emerging markets". Und beim bisher üblichen Expansionstempo von vier Eröffnungen pro Tag hat man die 250 geschlossenen Standorte in zwei Monaten wieder hereingeholt.

Außerdem hat McDonalds inzwischen eine ganze Reihe von Töchtern aufgebaut oder -gekauft, die selbst Labber-Semmel-Verächter zu Kunden des Konzerns machen sollen. Vom mexikanischen Grill bis zur britischen Edel-Sandwich-Kette reichen die Angebote und ihr Auftauchen auf dem Kontinent ist wohl nur eine Frage der Zeit. Die Schließungen sind für McDonald's also nur eine kurze Verdauungspause vor dem nächsten großen Fressen. Letztlich scheint doch der amerikanische Komiker Seinfeld mit seiner Einschätzung recht zu haben, wenn er nach dem Sinn der riesigen Reklametafeln fragt, die in den USA die Milliarden bereits verkaufter Hamburger hinausposaunen: "Vermutlich will McDonald's, dass die Kühe sich irgendwann freiwillig ergeben, mit erhobenen Hufen hereinkommen und sagen: "Okay, ich sehe dass ich keine Chance habe, aber lasst mich wenigstens ein Happy Meal werden'."






--------------------------------------------------

© SPIEGEL  

   Antwort einfügen - nach oben