Krise am amerikanischen Hypothekenmarkt


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Neuester Beitrag: 15.12.08 10:55
Eröffnet am:11.08.07 14:39von: 10MioEuroAnzahl Beiträge:36
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1287 Postings, 6566 Tage NavigatorCund wenns mal nicht mehr ganz so rund läuft

 
  
    #26
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30.01.08 19:16
kommt der spielhallenleiter mit dem großen zins-hokuspokus:-)
http://biz.yahoo.com/ap/080130/wall_street.html

so long
navigator  

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroWillkommen im Tal der Tränen...

 
  
    #27
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31.01.08 06:56
30.01.2008 - 22:54 Uhr
FTD: Fed zündet nur kurzes Kursfeuerwerk

Nach der erwarteten Zinssenkung durch die Fed schossen US-Aktien in die Höhe - allerdings nur kurz: Zum Handelsschluss waren die Aufschläge wieder dahin.

Direkt nach der Zinssenkung hatte der Standardwerteindex Dow Jones noch etwa 100 Punkte zugelegt - zur Schlussglocke stand er allerdings bei 12.442 Punkten und damit um 0,3 Prozent unter dem Vortagesschluss. Der marktbreite S&P 500 büßte 0,5 Prozent auf 1355 Zähler. An der Nasdaq verlor der Composite-Index letztlich 0,4 Prozent auf 2349 Punkte.

Vor dem Fed-Entschied hatten bereits Konjunkturdaten sowie schlechte Quartalszahlen die Stimmung gedrückt. Auch die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen durch die Notenbank hielt den Markt letztlich nicht im Plus. Die US-Wirtschaft ist zuletzt nur noch um 0,6 Prozent gewachsen - halb so viel, wie von den Ökonomen erwartet. Das verstärkte die Rezessionsängste der Investoren.

"Privatwirtschaftliche Arbeitsmarktdaten fielen zwar besser aus, doch die gemischten Signale machten es der Notenbank nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen", sagte Chefökonom Nariman Behravesh vom Researchhaus Gobal Insight. Yahoo belastete die Tech-Aktien. Analysten der Citygroup stuften die Aktie herab nachdem das Quartalsergebnis und der Ausblick enttäuschend ausgefallen waren. Der Kurs brach um mehr als zehn Prozent ein und fiel auf ein Fünfjahrestief.

Zu den größten Verlierern zählten mit zeitweise vier Prozent die Titel des US-Pharmakonzerns Merck der einen deutlichen Verlust wegen Vergleichen im Rechtsstreit um das Schmerzmittel Vioxx verbuchen musste. Zu den Gewinnern gehörte der US-Flugzeugbauer Boeing. Der Airbus-Rivale steigerte den Gewinn im abgelaufenen Quartal um 4,5 Prozent und hob die Gewinnprognose an.

Autor/Autoren: Ning Wang

(c) FTD

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroG7 wollen Märkte stabilisieren

 
  
    #28
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10.02.08 18:39

G7 wollen Märkte stabilisieren - Aber keine Allheilmittel

10.02.2008 - 16:26

TOKIO (dpa-AFX) - Die sieben führenden Industrieländer (G7) wollen für eine Stabilisierung der Finanzmärkte weiter zusammenarbeiten. Auf konkrete gemeinsame Schritte gegen die Folgen der Bankenkrise verständigten sich die Finanzminister und Notenbankchefs bei ihrem Treffen am Samstag in Tokio jedoch nicht. "Wir sollten die gegenwärtige Situation durch die Umsetzung angemessener Maßnahmen im jeweiligen Land überwinden", sagte der japanische Finanzminister Fukushiro Nukaga nach Abschluss des eintägigen G7-Treffens. Die Möglichkeit konzertierter Maßnahmen schloss der Gastgeber indes aus.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezifferte den Abschreibungseffekt durch die Kreditkrise auf 400 Milliarden Dollar. Er sehe bei seinen amerikanischen und britischen Gesprächspartnern eine große Offenheit, über die Konsequenzen der Krise zu reden. "Ich sehe da nicht die Rollos runtergehen", sagte Steinbrück der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".Man sollte bevorzugt auf internationaler ebene zu Regelungen kommen. "Gelingt dies nicht, müssen wir es in Europa versuchen. Erst die dritte Ebene ist die nationale Ebene", sagte Steinbrück. Nationale Regelungen könnten die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Finanzplatzes negativ beeinträchtigen. Dies sei nicht seine Absicht. "Aber letztlich ist die nachhaltige Stärkung von Transparenz wichtiger als das Interesse der Banken an kurzfristiger Renditemaximierung", sagte der Minister.

GRÖSSERE UNSICHERHEITEN

Die Welt stehe vor größeren Unsicherheiten, heißt es in der Abschlusserklärung der G7. Kurzfristig gebe es in den einzelnen Ländern eine Verlangsamung des Wachstums in unterschiedlichem Ausmaß. Es gebe noch Risiken wie eine weitere Verschlechterung am US- Immobilienmarkt und Inflationsgefahren. Langfristig sei die wirtschaftliche Basis aber solide, auch in den USA. Forderungen nach Konjunkturprogrammen der Europäer hätten die USA nicht erhoben, sagte Steinbrück. Dafür sehe er in Deutschland auch keine Notwendigkeit.

Mit Blick auf die Finanzmarktkrise bezeichnete es Steinbrück als "sehr befriedigend", dass sich in der G7-Abschlusserklärung viele der von ihm selbst zuvor entwickelten Vorstellungen wiederfänden. Die G-7 fordern eine schnelle und umfassende Offenlegung aller Risiken seitens der Banken. Die Eigenkapitalrichtlinie "Basel II" müsse weltweit umgesetzt werden. Es habe ein deutliches Plädoyer auch an die USA gegeben, dies zu tun, sagte Steinbrück. Zudem wurde ein verbessertes Liquiditäts- und Risikomanagement der Banken sowie eine bessere Transparenz gefordert. Der Bundesfinanzminister zeigte sich zudem weitgehend einig mit dem Zwischenbericht des Forums für Finanzstabilität (FSF).Der Endbericht wird im April erwartet.

FINANZMÄRKTE STABILISIEREN

"Wir stehen bereit, darüber hinaus weitere notwendige Maßnahmen zu ergreifen, um den Finanzmarkt zu stabilisieren und sicherzustellen, dass die internationale Integration von Finanzmärkten und Finanzinnovation weiter dem Wohle der Weltwirtschaft dient", heißt es in der Erklärung der G7. Bezüglich der Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhielt Steinbrück Unterstützung für sein Anliegen, die Überwachungsfunktion des IWF im Sinne auch der Schaffung eines Frühwarnsystems und einer stärkeren Fokussierung auf die Finanzmarktanalyse "nicht außenvorzulassen". Die Finanzminister und Notenbankchefs übten in ihrem Kommunique ferner weiter Druck auf China aus, eine Festigung des Yuan-Außenwerts zuzulassen.

Die Wirtschaft der Eurozone steht laut Steinbrück robuster da als die der USA. Angesichts der realistischen Wachstumsprognose in Deutschland von in diesem Jahr 1,7 Prozent bestehe weder Bedarf für Konjunkturprogramme, noch für weitere Steuersenkungen. Sein US- amerikanischer Kollege Henry Paulson zeigte sich zuversichtlich über die langfristige Verfassung der US-Wirtschaft und wies Sorgen zurück, die weltgrößte Wirtschaft stecke bereits in einer Rezession./gö/DP/stw

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroWeißes Haus: Kreditkrise belastet Wirtschaft nur b

 
  
    #29
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11.02.08 22:37

DJ Weißes Haus: Kreditkrise belastet Wirtschaft nur begrenzt

11.02.2008 - 19:43 WASHINGTON (Dow Jones)--

Die Kreditkrise hat die US-Gesamtwirtschaft nach Einschätzung des Weißen Hauses bislang nur in einem begrenzten Ausmaß belastet. Im ihrem jährlichen Wirtschaftsbericht zeichnen die Wirtschaftsberater von US-Präsident George W. Bush ein insgesamt optimistisches Bild der Wirtschaft. Die "Neugewichtung" der Wirtschaft dürfte in diesem Jahr jedoch anhalten und die Ausgabenfreude belasten, erklärte das Council of Economic Advisers (CEA) am Montag. Werbung Angesichts der starken Basisstruktur, der freien Mobilität der Arbeitskräfte, der relativ niedrigen Steuern, der gut ausgeglichenen Märkte und der Freiheit des Handels sind die Aussichten für Wachstum in den kommenden Jahren gut", hieß es. Die Wirtschaftsberater des Präsidenten, an deren Spitze Edward Lazear steht, rechnen für 2008 immer noch mit einem Wachstum von 2,7%. Der Bericht räumt allerdings ein, dass die Kreditkrise und die Abschreibungen der Banken "ein neues Abwärtsrisiko" darstellen.

DJG/DJN/apo

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroDas Ende der Kriese?

 
  
    #30
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28.09.08 10:19

www.nachrichten.ch/detail/320726.htm

Paulson und Pelosi melden Fortschritte

Washington - Bei den Verhandlungen im US-Kongress über ein Rettungspaket für den angeschlagenen Bankensektor hat es nach Angaben von Finanzminister Henry Paulson «grosse Fortschritte» gegeben.

fest / Quelle: sda / Sonntag, 28. September 2008 / 09:00 h

«Wir arbeiten sehr hart», sagte Paulson vor Journalisten in Washington. Er äusserte sich am Rande der Verhandlungen zwischen Demokraten und Republikanern über den Rettungsplan, die in der Nacht fortgesetzt wurden. Auch die demokratische Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sprach von grossen Fortschritten. Bevor von einer endgültigen Einigung gesprochen werden könne, müssten die Einzelheiten jedoch noch zu Papier gebracht werden. Die Vereinbarung sollte laut Paulson «bis Montag festgehämmert» werden.



Die Vereinbarung sollte laut Finanzminister Paulson «bis Montag festgehämmert» werden. /
Bei den Verhandlungen geht es um ein von Paulson vorgelegtes Rettungspaket. Dieses sieht vor, dass der Staat angeschlagenen Banken für 700 Milliarden Dollar faule Kredite abkauft. Gegen diese Pläne gibt es aber erhebliche Widerstände.

Demokraten wollen einfache Bürger entlasten

Die Demokraten pochen darauf, auch einfache Bürger von den Folgen der Finanzkrise zu entlasten. Auch bei konservativen Republikanern stiess die Idee, dass der Staat angeschlagene Banken mit Steuergeldern von zweifelhaften Krediten befreien könnte, auf massive Kritik. Spätestens bis Öffnung der Finanzmärkte am Montagmorgen soll das Rettungspaket abgesegnet sein. Sonst drohen weltweite Kurseinbrüche und Panik.  

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroBradford & Bingley wird verstaatlicht

 
  
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28.09.08 10:26

BBC: Baufinanzierer Bradford & Bingley wird verstaatlicht

London - In Grossbritannien wird die angeschlagene britische Hypothekenbank Bradford & Bingley (B&B) offenbar verstaatlicht. Nach Informationen der BBC wollen das Finanzministerium und die Finanzaufsicht den Schritt am Sonntag oder Montag bekannt geben.

fest / Quelle: sda / Sonntag, 28. September 2008 / 09:13 h

Über eine mögliche Verstaatlichung und eine anschliessende Fusion von B&B und Northern Rock hatten bereits mehrere Medien berichtet. Laut einem B&B-Sprecher sind die Gespräche über die Zukunft der Bank noch nicht abgeschlossen. Ein Entscheid solle aber noch vor Börsenöffnung am Montag fallen. Nach Angaben des britischen Senders BBC wird der Staat Verbindlichkeiten in Höhe von 63 Milliarden Euro übernehmen, davon 52 Milliarden aus risikoreichen Hypotheken. Für andere Teile von B&B sollen umgehend andere Banken als Käufer gefunden werden. Zahlreiche besorgte Kunden hoben am Samstag ihr Geld von der Bank ab.



Zahlreiche besorgte Kunden hoben am Samstag ihr Geld von der Bank ab. /
Im ersten Halbjahr hatte B&B einen Verlust von 26,7 Millionen Pfund (53,7 Millionen Franken) gemacht.

3,5 Mio. Kunden

Nach einem dramatischen Aktieneinbruch hatte die Bank innerhalb eines Jahres über 90 Prozent ihres Werts verloren. Bradford & Bingley beschäftigt 3200 Mitarbeiter in 370 Filialen und hat rund 3,5 Millionen Kunden. Mit einer Verstaatlichung würde in Grossbritannien seit Februar schon die zweite Bank aufgrund der US-Finanzkrise an die öffentliche Hand gehen. Der Staat hatte die Hypothekenbank Northern Rock damals übernommen, nachdem sich nach monatelanger Suche kein geeigneter privater Kandidat gefunden hatte.

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroKongress einigt sich auf 700-Mrd.-Dollar Hilfspake

 
  
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28.09.08 14:18

 

Hilfe für marode US-Wirtschaft: Kongress einigt sich auf 700-Mrd.-Dollar Hilfspaket
  • Maroden Banken wird unter die Arme gegriffen
  • Regierung will eine Einigung noch am Wochenende

 

Demokraten und Republikaner im US-Kongress haben einen Durchbruch bei den Verhandlungen über einen Rettungsplan für notleidende Banken erzielt. Wie die demokratische Sprecherin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, erklärte, müsse die Vereinbarung allerdings noch schriftlich festgehalten werden. Dies solle im Laufe des Tages geschehen. "Wir haben großen Fortschritt erzielt", sagte sie.

Wie der TV-Sender CNN berichtete, ist demnach vorgesehen, dass das 700-Milliarden-Dollar-Paket in mehreren Tranchen bereitgestellt wird. Zunächst könne die Zentralbank über 250 Milliarden Dollar verfügen. Auch stärkere parlamentarische Aufsicht bei der Vergabe sei vorgesehen.

Die Regierung drängte auf eine Einigung noch am Wochenende. Experten warnen, wenn es vor Öffnung der Finanzmärkte am Montagmorgen keine Rettungspaket auf dem Tisch liege, könnten die Märkte mit erneuten Kursabrutschen reagieren.
(apa/red

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroAmerika - wo sich Scheitern lohnt

 
  
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28.09.08 21:49
US-FINANZKRISE

Amerika - wo sich Scheitern lohnt

Von Gabor Steingart, Washington

Sorglosigkeit, Verschwendung, Gier - das Modell des US-Kapitalismus ist in der Finanzkrise mit einem großen Knall implodiert. Nur hat die Bush-Regierung das nicht gemerkt: Sie will das Feuer nicht mit Wasser, sondern mit Brennstoff löschen und belohnt die Zocker der Wall Street für ihr Versagen.

 
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Größer und mächtiger als die Kirchen seien die Banken, klagte der deutsche Soziologe Georg Simmel schon vor über 100 Jahren. Sein Stoßseufzer hallt bis in diese Tage: Das Geld sei der neue Gott unserer Zeit. Wenn Simmel Recht hat, wofür einiges spricht, dann müssen wir seine Aussage heute verfeinern: Nicht alle Menschen beten zum gleichen Gott. Es gibt innerhalb der Geldgläubigen mindestens drei Glaubensrichtungen.

 

Nachdenklicher Wall-Street-Banker: Drei Religionsgemeinschaften, ein Himmel - wenn der einstürzt, sind wir alle tot REUTERS

Nachdenklicher Wall-Street-Banker: Drei Religionsgemeinschaften, ein Himmel - wenn der einstürzt, sind wir alle tot

 

Da sind zunächst die Puritaner, die ihr Geld geduldig in die neuen Gotteshäuser tragen, in der Hoffnung, es möge sich vermehren. Der durchschnittliche Chinese parkt 40 Prozent seines Einkommens bei der Bank. Ein Lob der Disziplin! Daneben gibt es die Pragmatiker. Sie sparen und leihen, aber in dieser Reihenfolge. Ihr Wagemut befindet sich in Sichtweite des Ersparten. Diese Glaubensrichtung ist vor allem im Germanischen weit verbreitet. Ihr Schrein ist die Sparkasse.

 

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Henry Paulson Finanzkrise Wall Street Investmentbanking Lehman Brothers Gabor Steingart zu SPIEGEL WISSENUnd dann ist da noch die Religionsgemeinschaft der Enthemmten, die sich vor allem in Amerika großer Beliebtheit erfreut. Diese Menschen bekennen sich zu vorsätzlicher Sorglosigkeit, lustvoller Verschwendung und allgegenwärtiger Gier.

 

"American way of life" nennen sie das.

Ihre Mitglieder leben im Hier und Jetzt – und fragen nicht nach dem Morgen. Der eine leiht dem anderen Geld, das er selbst nicht besitzt. Das hat er sich bei einem Dritten besorgt, der versprach, es vom Vierten zu holen. Und so weiter.

Spurensuche beginnt in Southampton

Diese Religionsgemeinschaft ist die gläubigste von allen. Vor einiger Zeit schon war man dazu übergegangen, erhofftes Geld wie tatsächliches Geld zu behandeln, den Wunsch also mit der Wirklichkeit gleichzustellen. Das war die Enthemmung der Enthemmten.

Da es bekanntlich mehr Wünsche als Dollarscheine gibt, war eine gewisse Unterdeckung über kurz oder lang nicht zu vermeiden. Ein Kapitalismus ohne Kapital, das war der kühne Kern der Innovation, konnte nicht funktionieren. Die diesseitige Erlösung findet nicht statt - zumindest darin scheinen sich der alte Gott, der mit dem Kreuz im Rücken, und der neue Gott, der mit dem Dollarzeichen im Auge, einig zu sein.

 

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TITEL
Der Preis der Überheblichkeit
Eine Wirtschaftskrise verändert die Welt

Also kam, was kommen musste: der große Knall. Immerhin drei von fünf US-Investmentbanken verloren ihre Selbständigkeit, die anderen zappeln noch. Zwei Immobilienbanken und ein Versicherungskonzern stehen unter staatlicher Verwaltung. Das Weltfinanzsystem hat gewackelt, was auch die Mitglieder der anderen Glaubensrichtungen mächtig erschreckte.

 

Es gibt zwar drei Religionen, aber nur einen Himmel. Wenn der einstürzt, sind wir alle tot.

Eine Spurensuche nach den Verantwortlichen müsste wahrscheinlich in Southampton beginnen, einem Badeort des Geldadels. Auf der Halbinsel Long Island vor den Toren New Yorks bekommt man eine Vorstellung, wie schön Gier aussehen kann.

Hier wurden Optionsscheine hundertfach in Märchenschlösser verwandelt, im Hintergrund rauscht das Meer. Durch ein Steuerschlupfloch haben die Geldgurus ihre Prämiengelder vergleichsweise ungeschmälert aus der Stadt geschafft. Für die Bezahlung in Aktien und Optionsscheinen muss in Amerika weniger als der halbe Spitzensteuersatz gezahlt werden, weshalb viele Banker einen geringeren Steuersatz entrichten als ihre Sekretärin.

Aus Minus wurde Plus

Die Herrschaften sind derzeit nicht zu Hause, also muss man für die weiteren Ermittlungen mit der Bahn nach New York fahren. Im Hochhaus der Lehmann Brothers, wo man gerade mit der Abwicklung der eigenen Geschichte beschäftigt ist, weiß man mehr über den Tathergang. Man verlieh Milliarden Dollar an Menschen, die nicht kreditwürdig waren, für Wohnungen und Häuser, die nicht wertvoll waren. "Nina" hieß das Geschäft im fröhlich-zynischen Jargon der Banker: No income, no asset - kein Einkommen, kein Vermögen.

Die Welt der Geldverleiher war dennoch in Ordnung. Die wundersame Geldvermehrung hat die Hauspreise vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2006 um über 70 Prozent steigen lassen. So war es gelungen, durch die Vermehrung von Risiken Gewinne zu erzeugen. Aus Minus wurde Plus, zumindest in den Bilanzen.

In besseren Zeiten hätte man gesagt, die Banker waren geschäftstüchtig. Heute heißt es, sie waren verantwortungslos. Karl Marx wusste, noch bevor das Wort Investmentbanking erfunden war, wie beides zusammenhängt: "Das Kapital hat einen Horror vor der Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital wach, zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; 100 Prozent, es stampft alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens."

Paulson vertraut auf den Staat, den Steuerzahler und Bush

Von New York nach Washington: In der Pennsylvania Avenue residiert Finanzminister Henry Paulson, dessen Ministerium so wichtig ist, dass eine Gartentür sein Parkgrundstück mit dem des Weißen Hauses verbindet. Paulson ließ die Banken gewähren und will nun auch deren Schaden übernehmen. Er funktioniert als eine Art Rückversicherung für die Hochfinanz. Er arbeitet daran, nicht die Gier, aber den Galgen zu beseitigen.

Paulson war früher selbst Wall-Street-Banker. Er ist ein Mann mit guten Manieren und festen Grundüberzeugungen. Er vertraut in normalen Zeiten auf den Markt, den lieben Gott und auf George W. Bush. In Zeiten wie diesen vertraut er lieber auf den Staat, den Steuerzahler und auf Bush.

 

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Er will ja nicht, wie vielfach berichtet wird, Geld aus der Steuerkasse entnehmen. Er will im Namen der Steuerkasse neue Milliardenkredite aufnehmen. "Ich hasse es, was ich da tue, aber es ist besser als die Alternative", sagte er vergangene Woche. Der Präsident hat schon genickt.

 

So ist das nun mal mit Glaubensgemeinschaften, die in Bedrängnis geraten. Sie werden immer noch gläubiger. Dasselbe kurzfristige Denken, das die Affäre ausgelöst hat, soll sie nun also beenden. Die Regierung versucht, das Feuer nicht mit Wasser, sondern mit Brennstoff zu löschen. Und zwar mit genau jenem Brennstoff, der die Flammen an der Wall Street entfacht hat: geliehenem Geld.

Nur das die neuerlichen Kredite nicht mehr nur vom sechsten, siebten und achten Mitglied der Religionsgemeinschaft stammen, sondern von allen Steuerzahlern eingesammelt werden sollen. Die Trennung von Staat und Kirche wäre damit aufgehoben, Wall Street würde Staatsreligion.

Die Gemeinsamkeiten mit den anderen beiden Religionsgemeinschaften sind ohnehin dabei, sich zu verflüchtigen. Dinge, die in Zeiten der altehrwürdigen Marktwirtschaft untrennbar zusammengehörten, wie Wert und Gegenwert, Lohn und Leistung, Risiko und Verantwortung, werden nun auch von Staats wegen auseinandergerissen. Im Amerika dieser Tage ist ein aus der Art geschlagener, ein entarteter Kapitalismus zu besichtigen.

Das ökonomische Versagen wird durch das politische Vorgehen in seiner Wirkung nicht gemildert, sondern verstärkt. Der Kapitalismus amerikanischer Glaubensrichtung ist nicht untergegangen, er bereitet seinen Untergang erst noch vor. Die Geschichte dieser Tage ist die Geschichte eines angekündigten Todes, womit wir bei Miss Marple wären.

 

Die von Agatha Christie nach dem Vorbild ihrer Oma erfundene Kriminalistin besitzt nicht nur Humor und Menschenkenntnis. Sie besitzt vor allem Erfahrung mit dem Offensichtlichen, das keiner für möglich hält – bis es passiert. In dem Roman "Ein Mord wird angekündigt" hat sie unsere Zukunft auf komödiantische Art vorerlebt.

Die Geschichte geht so: Eines Morgens lesen die Bürger im Kleinanzeigenteil ihrer Lokalzeitung folgenden Text: "Ein Mord wird hiermit angekündigt. Er wird Freitag, dem 29. Oktober um 6.30 abends in Little Paddocks verübt. Freunde und Bekannte sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Eine zweite Aufforderung erfolgt nicht." Also trifft sich das halbe Dorf zur angegebenen Zeit im vermeintlichen Mordhaus. Man hält die Warnung für einen frivolen Scherz, den man keinesfalls verpassen möchte. Sherry wird gereicht. Ein kollektives Kribbeln setzt ein. Da geht pünktlich um halb sieben das Licht aus.

"'Ist das nicht wunderbar', kreischte eine weibliche Stimme. 'Ich bin ja so aufgeregt.'"

Als das Licht wieder anging war – zur allgemeinen Überraschung – ein Mord zu besichtigen. Nun stehen auch wir wie die Gäste in Little Paddocks beisammen, tuscheln, es kribbelt, wir warten, was wohl als Nächstes passiert. Und niemand glaubt ernsthaft daran, dass die eigentliche Tat erst noch bevorsteht.

"Alle verstummten, niemand rührte sich, jeder starrte wie hypnotisiert auf die Uhr. Als der letzte Ton verklang, erlosch das Licht. In der Finsternis ertönten begeisterte Ausrufe. 'Es fängt an', rief Mrs. Harmon in Ekstase."

Verkaufte Zukunft

Wer eine Vorahnung bekommen will, muss nur den Blick weiten, solange das Licht noch brennt. Die Kreditkartenunternehmen der USA stehen nicht viel besser da als die Banken. Auch sie haben die Zukunft verkauft und ein Stück von der Zeit danach.

Die amerikanische Autoindustrie ist ebenfalls schwer angeschlagen und hat Mühe, ihre Kreditlinien am freien Markt zu verlängern. Über 300.000 Jobs sind dort seit 1999 verloren gegangen, aber was nützt das, wenn die Krise nicht an den Arbeitern, sondern an den Managern liegt? Die enorme Ölrechnung Amerikas – rund 500 Milliarden Dollar pro Jahr – wird derzeit mit chinesischem Leihgeld beglichen. An jedem Werktag steigt die amerikanische Auslandsverschuldung um knapp eine Milliarde Dollar.

Die Privathaushalte, das ist die wohl bitterste Wahrheit im Amerika dieser Tage, wirtschaften nicht besser als die Bosse. Sie finden im Wall-Street-Banker nicht ihr Zerr-, sondern ihr Spiegelbild. "Ich kenne kein Land, in dem die Liebe zum Geld einen so großen Platz im Herzen der Menschen einnimmt", notierte Alexis de Tocqueville schon vor 170 Jahren.

Das überfällige Gespräch zwischen Regierung und Regierten kam bisher nicht zu Stande. Es müsste ein Gespräch über den Zusammenhang von Wirtschaft und Werten sein, über die Zurücknahme des Bisherigen und nicht seiner Expansion. Das Wort Sparsamkeit beispielsweise, das im Wörterbuch der Enthemmten nicht mehr vorkam, müsste neu eingeführt werden.

Daran ist bislang nicht zu denken. Das heutige Amerika ist zu amerikanisch, um in seiner heutigen Form zu überleben. Das heutige Amerika aber ist auch zu stolz, das einzusehen. Die Gläubigen werden freiwillig wohl kaum konvertieren.

So läuft denn die Erkenntnis den Ereignissen weiter hinterher. Ein gefährliches Spiel mit der Zeit hat begonnen.

"...... Zwei Kugeln pfiffen. Auf einmal war das Spiel kein Spiel mehr. Jemand schrie. "Licht! .... Wer hat ein Feuerzeug? ...... "Oh Archie, ich möchte heim."

 

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroDie 700-Milliarden-Dollar-Frage

 
  
    #34
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29.09.08 14:57

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroRettungspaket abgelehnt, die Kriese

 
  
    #35
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29.09.08 20:18
kann weiter gehen...  

Clubmitglied, 5846 Postings, 7103 Tage 10MioEuroWas zum Lesen

 
  
    #36
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15.12.08 10:55

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