Cancun: G 22 schlägt zurück.


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Neuester Beitrag: 17.09.03 11:10
Eröffnet am:16.09.03 17:09von: DarkKnightAnzahl Beiträge:4
Neuester Beitrag:17.09.03 11:10von: vega2000Leser gesamt:519
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34698 Postings, 8657 Tage DarkKnightCancun: G 22 schlägt zurück.

 
  
    #1
1
16.09.03 17:09
Wann hat es das jemals vorher gegeben: eine harte Offensive der Dritte-Welt-Staaten gegen den Protektionismus der USA und Europa's?

Offensichtlich wurde Fähigkeit unterschätzt, sich zu organisieren und mit einer Stimme zu sprechen. Aber es sollte einen nicht verwundern, wenn jährlich 300 Milliarden Dollar an Subventionen bezahlt werden, um Überkapazitäten zu subventionieren, die zu Billigst-Preisen auf den Weltmarkt gelangen.

Cancun ist eine Anklage an den Egoismus der reichen Nationen: immerhin leiden 840 Millionen Menschen unter dauerhafter Unterernährung, davon 70% in landwirtschaftlichen Gebieten. Die Landwirtschaft ist immer noch die Haupteinkunftsquelle für 2,5 Milliarden Menschen auf dieser Welt. Gleichzeitig werden die Märkte überschwemmt von subventionierten Übermengen, die zu Dumping-Preisen die Existenz dieser Menschen bedrohen. Ein Landwirt in Europa wird durchschnittlich mit 17.000 euro jährlich (!) subventioniert, in den USA beträgt aktuell die Subvention 16.000 Euro.

In der Uruguay-Runde 1994 wurden viele Handelshemmnisse beseitigt, der Agrarprotektionismus ist trotz aller Lippenbekenntnisse geblieben.

Der Freihandel gilt wohl nach wie vor nur einseitig? Arunhati Roy hat es sehr scharf ausgedrückt: "Die Regeln der WTO sind ein Ausbeutersystem, ähnlich dem Kolonialismus oder der Apartheid. Indien muß als einer der größten potentiellen Reisproduzenten noch Reis importieren, da subventionierte Ware billiger ist. Die Folge ist, daß die Landwirte verhundern oder sich umbringen. Aus diesem Grund muß man die WTO bekämpfen."


PS: schade, daß dieses Thema in der BRD diskriminiert wird und WTO-Gegner von vorneherein kriminalisiert werden.  

3067 Postings, 7820 Tage clipich kaufe nur im bioladen ein

 
  
    #2
16.09.03 18:53
und in unserem fair-trade-laden...

ok ok ...toipapier und bier kauf ich im supermarkt

toipapier weil es viel weicher ist als im bioladen...und bier weil es bio nicht schmeckt. die neumarkter bekommen das einfach nicht hin, trotz rapsölfahrender lkws.

wie war das mit... die welt verbessern....ich glaube man soll bei sich selber anfangen....dörrfleisch hab ich noch niemals fair-trade gesehn *g  

19279 Postings, 8911 Tage ruhrpottzockerAlso ich esse nur in Privatgärten

 
  
    #3
16.09.03 19:09
angebaute Kartoffeln, die während ihrer Zeit des Gedeihens von echter Ruhpottluft und echtem kristallklaren Ruhrpottwasser verwöhnt worden sind.

Nudeln und ähnliches Gedöne kommen mir nicht ins Haus.    

Clubmitglied, 50115 Postings, 8646 Tage vega2000Kommentar zu Pos. 1

 
  
    #4
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17.09.03 11:10
DIE GLOBALISIERUNG GEHT WEITER, NUR DIE RICHTUNG ÄNDERT SICH
Letztlich wird der Norden einlenken
Die Globalisierung ist zu Ende. Nach nur 20 Jahren sei das Zeitalter des freien Welthandels bereits vorbei. Diese These stammt von dem einflussreichen Globalisierungskritiker Walden Bello. Das Foto mit seinem freudigen Gesicht, aufgenommen nach dem Abbruch der Welthandelskonferenz im mexikanischen Cancún, geht in diesen Tagen um die Welt. Das Scheitern des Wirtschaftsgipfels scheint ihm Recht zu geben. Doch einiges spricht dafür, dass seine Einschätzung nicht zutrifft.

Die Globalisierung schreitet jetzt zwar langsamer voran als vor dem New-Economy-Crash und dem 11. September 2001. Vielleicht werden auch die Verhandlungen zur Liberalisierung des Welthandels ein paar Jahre dahinsiechen. Wie aber geht es dann weiter? Die drei alten Zentren des Welthandels - Japan, Nordamerika und Europa - stellen sich darauf ein, dass sie die Interessen der bevölkerungsreichsten Staaten - China, Indien und Brasilien - nicht ignorieren können. Schon allein deshalb nicht, weil die alte Welt möglichst ungehinderten Zutritt zum Markt der neuen Welt erhalten will. Im Gegenzug aber werden die Subventionen der Industrieländer fallen, mit denen sie ihre Landwirtschaft unterstützen, die Nahrungmittelproduktion der Schwellenländer behindern und die der Entwicklungsländer ruinieren. Je selbstbewusster die neuen Weltmächte auftreten, desto mehr werden die Staaten des Nordens akzeptieren, dass Globalisierung keine Einbahnstraße für Handel und Entwicklung ist. Und sie werden lernen, Wohlstandsverluste hinzunehmen, die beim Streichen von Agrarsubventionen unvermeidlich sind.

Für diesen großen Prozess ist es unwichtig, ob jetzt erst einmal eine Phase beginnt, in der Verträge zwischen einzelnen Staaten größere Priorität genießen als weltweite Verhandlungen. Auch die Entwicklungsländer werden davon profitieren, was die Schwellenstaaten durchsetzen. Die Globalisierung ist nicht tot, die Zunahme des Welthandels nicht gestoppt. Freilich deutet nach Cancún einiges darauf hin, dass Vorteile und Nachteile in Zukunft etwas gleichmäßiger über den Globus verteilt sein werden.

taz  

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