11 Wall Street: Der unsichtbare Bullenmarkt


Seite 1 von 1
Neuester Beitrag: 19.08.01 09:27
Eröffnet am:19.08.01 09:27von: poeffAnzahl Beiträge:1
Neuester Beitrag:19.08.01 09:27von: poeffLeser gesamt:1.282
Forum:Börse Leser heute:1
Bewertet mit:


 

88 Postings, 8385 Tage poeff11 Wall Street: Der unsichtbare Bullenmarkt

 
  
    #1
19.08.01 09:27
Seit über einem Jahr geht es an der Börse abwärts, oder etwa doch
nicht? Auf oder ab - in den Augen von US-Analysten ist das nur eine
Frage der Perspektive.

Von Carsten Volkery, New York - aus: Spiegel Online vom Samstag dem 18.08.01


New York - Den Urlaub diesen Sommer haben sie sich verdient, die
amerikanischen Anleger. Seit Monaten nichts als Ärger an der Börse,
der eine oder andere ist auch noch gefeuert worden. Das setzt zu. Da
hilft es, zunächst einmal zu fliehen.

Und vielleicht erscheinen die Dinge nach dem Urlaub in einem neuen
Licht. Genau betrachtet war dieses Jahr nämlich gar nicht so
schlecht. Sicher, die Zahlen deuten zunächst auf das Gegenteil hin.
Der Nasdaq-Composite-Index: minus zwanzig Prozent seit Anfang des
Jahres. Der Dow Jones: minus fünf Prozent. Der S&P 500: minus zehn
Prozent.

Aber was sind schon Indizes? Sie sind eine Auswahl der wichtigsten
Aktien, noch dazu überladen mit den aktuellen Modewerten. In den
vergangenen Jahren haben besonders Technologie-Aktien ihren Weg in
die Marktbarometer gefunden, allen voran Cisco, Intel, Sun. Kein
Wunder also, dass die Indizes den Aufstieg und Fall der Tech-Aktien
brav nachvollziehen. Aber die Indizes zeichnen ein verzerrtes Bild.
Denn, erinnert Philip Roth von Morgan Stanley: "Tech ist nicht der
Markt."

Völlig unbeeindruckt von dem Crash-Geschrei ist die durchschnittliche
Aktie nämlich seit Anfang des Jahres gestiegen. Um genau 2,5 Prozent,
laut einer Rechnung von Banc One Investment Advisers. Die Geldmanager
haben 1500 Aktien untersucht, neben den 500 großen Werten auch die
400 mittleren und 600 kleinen Werte des S&P. Während die großen
Aktien nachgegeben haben, konnten sich die kleinen bemerkenswert gut
halten. Doch der Trend bleibt weitgehend unbemerkt, weil die
angeschlagenen Riesen den Blick auf die kleinen Überflieger
verstellen.

Für manche Profis sind das "old news". "Seit Dezember befinden wir
uns in einem Bullenmarkt", schreibt Arne Alsin, Gründer von Alsin
Capital Management, auf der Finanz-Website TheStreet.com. Ein
unsichtbarer Bullenmarkt, über den niemand redet, der aber gewieften
Anlegern immer noch satte Gewinne beschert. Alsins Portfolio
beispielsweise hat nach eigenen Angaben seit Anfang des Jahres 41
Prozent zugelegt.

Die Lehre daraus? Man sollte die Indizes einfach ignorieren.
"Vergessen Sie das Timing der Märkte, wählen sie einzelne Aktien",
rät Ralph Acampora, Analyst bei Prudential Securities. Perlenfischen
ist wieder angesagt, wenn es kollektiv nur abwärts geht.

Dabei sind auch Tech-Aktien nicht tabu. So haben etliche große Fonds
Microsoft aufgestockt. Der größte Fonds der USA, Fidelity
Investments, hat die Softwarefirma wieder in seine Top-5-Auswahl
aufgenommen, neben Old-Economy-Elitefirmen wie Citigroup, General
Electric, Exxon Mobil und Fannie Mae.

Wenn man Alsins Lesart der Statistik glaubt, dann könnte der
unsichtbare Bullenmarkt noch eine ganze Weile dauern: "Die
durchschnittliche Länge der Rallye nach einem Bärenmarkt betrug in
der Vergangenheit 46 Monate." Also: nur keine Eile im Urlaub.

 

   Antwort einfügen - nach oben